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Kleine Chronik der Familie Dringenberg Grebenstein - Essen

KAPITEL II
16. Jahrhundert

Terra Hassia –
            das Land Hessen in dieser Zeit

Wie oben erwähnt ist Hessen neben Sachsen führend im neuen Geist dieser Zeit (16. Jh.), und terra Hassia ist auch die Erde, die unsere Vorfahren über Jahrhunderte ernährt. In den ersten Jahren nach Luthers aufsehenerregender Tat in Wittenberg (31.10.1517) ist die neue Entwicklung dem Mann auf der Straße (oder gar der Frau) noch recht fern. Man hat hautnah andere Probleme. In "Luthers Jahr" 1517 etwa wird die Stadt Grebenstein in Niederhessen durch einen Großbrand über weite Teile in Schutt und Asche gelegt. Doch unverzagt macht man sich sogleich an den Wiederaufbau.

Aber bald darauf weht ein frostiger Hauch der Geschichte durch die Stadt, der ahnen läßt, was bevor steht. 1523 wird hier der Reformator Rieseberg als Ketzer eingesperrt. Rieseberg hatte in der Nachbargemeinde Immenhausen die erste evangelische Predigt in Hessen gehalten und wird dafür vom Landgrafen für fünf Wochen in den Jungfernturm gesteckt. Doch der Wind dreht sich rasch. Landgraf Philipp (der Großmütige) bekennt sich engagiert zur Reformation. Am 26. Oktober 1526 wird man reformiert, fast auf den Tag genau 9 Jahre nach Wittenberg. Philipp verdient sich seinen Beinamen wohl nicht zuletzt damit, daß er die aus Veräußerung der Stifte und Klöster gewonnenen Vermögen in wohltätige Einrichtungen steckt: von der Armenpflege bis zur Schule; und in Marburg entsteht die erste evangelische Universität! Doch das bewegte Jahrhundert gibt keine Ruhe. Selbst die Reformatoren untereinander finden zunächst keinen theologischen Konsens: Das Marburger Religionsgespräch von Luther, Zwingli und Melanchthon führt nicht zur Einigung (das ist 1529: in dem Jahr also, da die Fürsten in Speyer "protestieren", vgl.o.). Der Schmalkaldische Krieg beschert dem guten Philipp jahrelange Gefangenschaft. Nach seinem Tod im Jahr 1567 teilt man das mühsam geeinte Hessen unter seinen vier Söhnen auf.

Für die 2. Generation Dringenberg liegen uns (s.o.) nur zwei Vertreter vor (vgl. Anm. 3), deren älterer, Görgen (Geörge, Jürgen), unsere Linie fortführt. Um 1505 in Grebenstein geboren, heiratet er um 1530 eine Frau mit dem Vornamen Gesa († nach 1545). 1543 wird Görgen anläßlich einer Hausmusterung erwähnt, und er besitzt eine Pieke (Kampfgerät). 1545 wird er bei der Kriegsmusterung nicht mehr erwähnt, woraus zu schließen ist, daß er etwa 40 Jahre alt ist. 1569 wird er nicht mehr geführt, ist also tot. (Quelle: Stadtarchiv Grebenstein) Unser Ahne verfügt über Besitz und ist in der Lage, 1545 ein Legat an das Hospital zu dedizieren, "Den armen Menschen im Spitale ..." (Originaltext siehe "Dokumente: Legat George")

Auch sein jüngerer Bruder Henrich (der Ältere) ist Grebensteiner Besitzbürger (* um 1510, † nach 1569). Er wird ebenfalls 1543 bei der Hausmusterung mit einer Pieke aufgeführt und 1545 bei der Kriegsmusterung. 1532 und 1536 wird er beim Verkauf eines Stückes Land erwähnt, 1569 mit dem Zusatz "der Ältere" genannt. Wann genau er danach stirbt, bleibt wiederum offen.

Unsere 3. GenerationHenrich (der Jüngere) ist gemäß unserer Quelle (siehe "Dokumente:Genealogie 15.-20.Jh.") der einzige Nachfahre von Görgen. Er wird, so vermuten wir, um 1530 geboren und heiratet Greta NN um 1555. Bei Greta gehen wir davon aus, daß sie um 1532 geboren wird und nach 1583 stirbt. Henrich stirbt um 1600. Dies alles geschieht in Grebenstein – und darauf beschränkt sich unsere Familiengeschichte regional auch in den folgenden Generationen. 1569 (vgl.o.) wird Henrich "der Jüngere"  genannt. Von Henrich sind uns wiederum (nur) zwei Kinder überliefert, Johann (der unsere Linie fortsetzt) und Christoph.

Um an dieser Stelle eine Vorstellung von der Größe der Stadt Grebenstein in früher Neuzeit zu gewinnen: 1585 hat Grebenstein 1.940 Einwohner bei 431 Haushaltungen. Die umliegenden Dörfer – heute Stadtteile - werden (Udenhausen) mit 42 Haushaltungen, Burguffeln mit 20 und Schachten mit 6 Haushaltungen aufgeführt. Wenn man sich klar macht, daß Eheschließungen offenbar weitgehend innerhalb der Gemeinde stattfinden, kann die Auswahl nicht groß gewesen sein. Verheiratungen im Verwandtenkreis stellen keine Ausnahme dar. Und noch erwähnenswert ist, daß bereits 1572 der älteste vorhandene Zunftbrief der Grebensteiner Leineweber durch Landgraf Wilhelm IV. ausgestellt wird; eine Zunft, der später auch unsere Ahnen zugehören werden.

4. Generation: Johann wird um 1555 geboren und heiratet 1578 NN (* um 1560, † am 16. November 1637; ein erstes exaktes Datum, sic!) Johann stirbt vor 1628. Anno 1600 wird Johann im Salbuch erwähnt, 1609 lebt er noch, da sein Sohn Johann "junior" geheißen wird; 1628 ist er schon tot. Johanns überlieferte Kinder sind George (erneut setzt der Erstgeborene unsere Linie fort), Johann jun. und abermals ein Henrich.

Bruder Christoph stirbt unverheiratet, hinterläßt aber wieder ein interessantes Zeitdokument, denn er vermacht auf Walpurgis 1583 dem Hospital nach dem Vorbild seines Großvaters eine nicht genannte Geldsumme. (Text siehe unter "Dokumente")

Zur Schreibweise beachte man im Originaltext den Namen "Drengenberg" mit "e" in der Überschrift – nach "Grebensteiner Art" –, während das Zitat selbst "Dringenbergk" und im Genitiv "Dringenberges" schreibt. (Originaltext)

Mit der 4. Generation Dringenberg sind wir an der Wende zum 17. Jh. angelangt. In der Zwischenzeit nehmen die konfessionellen Unruhen im Reich zu. Die katholische Restauration läuft auf vollen Touren, Macht und Einfluß der Jesuiten nehmen erheblich zu. Die Zeit des Augsburger Friedens scheint in einer Generation vergessen zu sein. Schon 1576 verschärfen sich die konfessionellen Spannungen, um die Jahrhundertwende liegen die Reichsorgane praktisch lahm. 1608 (die Union) und 1609 (die Katholische Liga) werden konfessionelle Schutzbünde mit eigener militärischer Organisation gegründet. Hessen-Kassel gehört zur Union. Wir stehen am Vorabend eines jahrzehntelangen Gemetzels – wie so oft in der Menschheitsgeschichte wahnsinnigerweise "im Zeichen des rechten Glaubens".

Doch auch in dieser "weltpolitisch" brisanten Zeit plagt die Grebensteiner Bürger wieder ein unmittelbares Elend. Die Stadt wird 1597 von einer schweren Pestepidemie heimgesucht. Der Friedhof bietet nicht mehr genug Raum, man baut vor den Stadtmauern aus. Aus unserer direkten Ahnenreihe ist jedoch dem Anschein nach niemand von den großen Unglücken dieses Jahrhunderts durch Tod unmittelbar betroffen.


E-Mail:  drd@dringenberg-history.de Copyright © 2004, Rainer Dringenberg.