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Kleine Chronik der Familie Dringenberg Grebenstein - Essen

KAPITEL I
Es begann vor 500 Jahren

Die Anfänge einer neuen Zeit: Reformation –
            und die ersten Spuren der Familie Dringenberg

Der Übergang vom 15. zum 16. Jahrhundert markiert auch den Übergang vom Mittelalter zur frühen Neuzeit. Renaissance und Humanismus bereiten in Europa den Weg zu einer neuen Zeitepoche vor. Die Renaissance in der Kunst besinnt sich (in Italien schon seit geraumer Zeit) auf die römische Antike, entdeckt den Menschen, plastisch und in seinen Dimensionen, und sie geht zaghaft daran, sich von der mittelalterlichen Einbindung in die Kirche zu emanzipieren. Der Begriff "Renaissance" steht heute für das Ensemble künstlerischer Phänomene des 15. und 16. Jh. Diese Zeit schafft Voraussetzungen für die Kunst der Neuzeit bis ins 20. Jh. hinein. Auch der Humanismus als Epoche der Wissenschaft entsteht großenteils im 14. Jh. in Italien, bricht mit scholastischer Ordnung, rückt den Menschen selbst ins Blickfeld und prägt das gesamte geistige Leben Europas seit dem 15. Jahrhundert.

1492 entdeckt Christoph Kolumbus Amerika, andere Entdecker folgen dicht auf und sprengen mit dem Blick in neue Welten den geistigen Horizont des Mittelalters. Neue Seewege und Länder revolutionieren den Welthandel und bereiten Wirtschaft und Sozialleben auf die "Neuzeit" vor.

1517 tritt Martin Luther mit seinen 95 Thesen gegen den Mißbrauch des Ablasses an die Öffentlichkeit, Ausdruck einer neuen Frömmigkeit, die mit der verweltlichten römischen Kirche nicht mehr eins sein konnte.

Die Reformation beginnt und erfaßt in kurzer Zeit weite Teile Europas.

 

Unsere 1. Generation:
Ein Zeitgenosse Martin Luthers (1483 – 1546) war der Ahnherr der Familie Dringenberg Grebenstein–Essen. Von ihm stammt der Verfasser dieser Zeilen in direkter Linie ab.


Namensforschung vor dem Industriezeitalter

Bevor man 1874/75 in Preußen damit begann, die Bürger in zivilen Ämtern (Standesamt) zu registrieren, gab es keine generellen systematischen Aufzeichnungen auf die Person bezogen - außer in Kirchenbüchern. Historische Quellen darüber hinaus sind etwa Archivakten der Finanzverwaltung, des Militärs sowie andere - im öffentlichen Interesse liegenden - Aufzeichnungen, die z.B. die vermögensrechtlichen Handlungen von Bürgern dokumentieren. Eine mühselige Suche in solchen Archiven führt demnach vorzugsweise dann zum Ergebnis, wenn ein Vorfahre im Miliärrdienst Erwähnung findet oder als Steuerbürger oder als Landbesitzer, der etwas veräußert oder wohltätig spendet.

Wir müssen unseren Ahnherrn vorerst "Anonymus" nennen, da uns sein Vorname nicht bekannt ist, - wie überhaupt exakte Geburts- und Sterbedaten der (nicht adeligen) Familien vor dem Dreißigjährigen Krieg großenteils fehlen.

Anonymus Dringenberg lebt nach unserem Kenntnisstand von ca. 1480 bis maximal 1542/43. Positiv wissen wir um seine Existenz durch zwei Kinder, die in geschichtlichen Quellen aufspürbar sind: Görgen (Jurgen) wird um 1505 geboren und Henrich (der Ältere) um 1510, beide in GREBENSTEIN.

 

Grebenstein gehört zu Niederhessen, NNW von Kassel. Die Kleinstadt (gut 6000 Einwohner) mit mittelalterlichem Kern liegt in einer ländlichen, leicht hügeligen Region zwischen Kassel und der Warburger Börde. Ausführliche Informationen gewinnt man aus dem Internet (vgl. "Quellen").

Diese Ansicht Grebensteins stammt aus der Zeit unserer frühen Vorväter (1591)

Anders als in unserer Zeit heute ist das Alltagsleben der Menschen des 16. Jh. voll und ganz geprägt durch den Glauben an Gott und Teilnahme am kirchlichen Leben. Die ungeheure Wirkungskraft der Reformatoren kann also nicht ohne Reaktion aus Rom bleiben. Wenn schon alle weltlichen und geistlichen Sanktionen gegen Luther, Zwingli, Calvin und andere fruchtlos bleiben, dem Protestantismus setzt Rom alsbald (spätestens wohl 1572 mit Papst Gregor XIII. so zu nennen:) die katholische Restauration entgegen. Was zunächst nur gewaltsame Rekatholisierung einiger Territorien war, schlägt sich doch in neuer Festigkeit der inneren Struktur und Glaubenslehren der katholischen Kirche nieder (ab ca. 1540 z.B. der Jesuitenorden und das Konzil von Trient).

Weltlicher Herrscher des Römisch-deutschen Reiches ist inzwischen Kaiser Karl V. Er ist dermaßen mit seiner Machtpolitik im Ausland befaßt, daß er die Fürsten von Sachsen und Hessen mit ihrer Kirchenreform gewähren läßt. Der Hintergrund genauer: Der Kaiser kämpft, erstmalig 1521 – 1526, gegen François I (Frankreich), mit dem sich der Papst verbündet hat, sic! Das sind unruhige Zeiten, in denen auch Ritterkrieg und Bauernkrieg in Deutschland ausgetragen werden (zwischen 1522 und 1525). Karl söhnt sich mit dem Papst aus und will auf dem Reichstag zu Speyer die Einheit erzwingen. Die evangelischen Fürsten protestieren und werden fortan "Protestanten" genannt (1529). Die Lage wird brenzliger. Der Kaiser erkennt die Confessio Augustana nicht an (das "Augsburger Bekenntnis", Melanchthon) und will die neue Glaubenslehre ausrotten lassen.

Die evangelischen Fürsten schließen sich im Schmalkaldischen Bund zusammen, und - stünden nicht gerade die Türken vor den Toren Wiens, hätte der Krieg sogleich begonnen. Doch Einigungsbemühungen scheitern, und 1546 beginnt der Schmalkaldische Krieg. Erst 1555 endet das Hin und Her dieser Epoche (vorerst) mit dem Augsburger Religions- und Landfrieden, der allen Reichsständen freistellt, ihre Konfession zu wählen. Der gemeine Bürger jedoch ist durch die Wahl seines Landesherrn gebunden: Cuius regio, eius religio!

Fortsetzung
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