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Das 8. Jahrhundert

Die Ereignisse des 8. Jahrhundert erlauben es, von einer Zeitenwende zu sprechen: Die Geschichte der Germanen geht zu Ende, die Geschichte des Abendlandes beginnt. Die Unruhen und Wanderungsbewegungen des germanischen Frühmittelalters enden in dieser Zeit. Die Ausbreitung der arabischen Welt im 7.Jh. und die Verbreitung des Islam erreichen im 8.Jh. einen Höhepunkt. Die Staatenwelt des Mittelalters beginnt sich zu formieren. In Westeuropa bildet sich das Frankenreich als "Weltmacht" heraus. Das 8.Jh. ist in Europa das Zeitalter der Karolinger.

Ende der Völkerwanderung

Die Herrschaft der Ostgoten endete schon 553 mit der Eroberung Italiens durch Byzanz. Im Grunde findet damit die eigentliche Zeit der Völkerwanderung ein Ende. Dennoch: Der Untergang des Westgotischen Reichs 711 wird erst durch den Einfall der Araber in Spanien markiert. Karl der Große besiegt die Langobarden 774, die fast 100 Jahre zuvor (568) in Oberitalien eingefallen waren und ein Reich gegründet hatten (Hauptstadt Pavia).

Die frühmittelalterliche (eurasische) "Welt" reicht vom Pazifik bis zum Atlantik. Ihre Machtzentren und kulturellen Großreiche sind China, Indien, die arabische Welt, Byzanz und schließlich das Frankenreich. Der "Bilderstreit" in Byzanz führt zum Bruch mit Rom und schafft eine Voraussetzung zur Allianz der römischen Kirche mit Karl dem Großen (so kommt es zur Kaiserkrönung 800). Jenseits des Byzantinischen Reichs begann im 7.Jh. die Machtentfaltung einer arabischen Welt. Ab Mitte des 8.Jh. dehnt sich das Abbasidische Kalifat aus und bedeckt einen großen Teil der mittelalterlichen Landkarte – vom westlichen Indien bis nach Nordafrika am Atlantik. Araber prägen die Mittelmeerkultur des 8.Jh. – zum Vorteil eines kulturell unterentwickelten Europas.

Die Geschichte des Abendlandes erfährt ihre Wende mit dem Ende der Merowinger. Die fränkischen bzw. karolingischen Hausmeier vollenden mit Karl Martell ("der Hammer") ihr Ziel, die gesamte Regierungsgewalt zu übernehmen. Karl Martell setzt sich innenpolitisch durch und er besiegt u.a. die Friesen. Schließlich bündelt er die Kräfte des Reiches, um den nach Norden vordringenden Arabern 732 und 737 Einhalt zu gebieten. Das trägt ihm den Ehrennamen "Retter des Abendlandes" ein. Zur Sicherung der Macht werden Ritter mit Land ausgestattet: das feudale Lehnswesen des Mittelalters findet hier seinen Anfang. Den Höhepunkt karolingischer Machtentfaltung führt Enkel Karl herbei.

Politisch und militärisch erreicht Europa im 8./9.Jh. einen Gleichgewichtszustand zwischen dem christlich-karolingischen Reich der Franken, dem Kaiserreich Byzanz und der sie in Süd und Ost umgebenden arabischen Welt. Beide Religionssphären aber (Christentum und Islam) sind noch auf dem Weg, ihre Weltbilder zu füllen und konsolidieren, beide müssen sich mit der Integration von überall präsenten Traditionen der heidnischen Antike auseinandersetzen.

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