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Das 10. Jahrhundert

Das 10. Jahrhundert sieht – nach der Machtentfaltung und kulturellen Blüte des Frankenreichs unter Karl dem Großen – ein zweigeteiltes Frankenland, in dem eine spätere europäische Staatenwelt langsam erkennbar wird (vgl. Bilder im 9.Jh.). Das Karolingerreich zerfällt letztendlich in einen westlichen und einen östlichen Teil. Das zunehmend starke Ostfrankenland unter sächsischer Herrschaft (Ottonen) übernimmt den Part als dominante politische Einheit des westlichen Abendlandes – und stellt den Kaiser.

Könige in Westfranken/Frankreich

Die Tradition der Herrscherdynastien des späteren Frankreich geht im frühen Mittelalter auf dieselben Ursprünge zurück wie die des späteren Deutschland, das sind die Merowinger und Karolinger. Doch im 10.Jh., zur Zeit der Ottonen, trennen sich die Wege mit Hugues (Hugo) Capet (987-996). In französischen Quellen findet man ihn als "Begründer des dritten Königshauses in Frankreich" (troisième race) bezeichnet. Diese neue Dynastie wird nach Hugo Kapetinger (Capétiens) genannt – der bisherigen Benennungspraxis folgend (vgl. Erläuterungskasten bei den Ottonen.)
Bereits 843 (Vertrag von Verdun) begann das Francia occidentalis sich als Herrschaftsbereich zu verfestigen. Mit dem Ende der Karolinger setzte sich Hugo aus dem Hause der Robertiner (einem hohen westfränkischen Adel) durch.

Die Machtentfaltung der "Ostfranken" geht einher mit einem schwachen und im Kern maroden Papsttum, man spricht vom "dunklen Jahrhundert" (saeculum obscurum) der römisch-katholischen Kirche. Problematisch ist auch der römische Adel, der sich nur mit Gewalt unter die Fremdherrschaft des Nordens beugen lässt und einen nicht wirklich segensreichen Einfluss auf den Vatikan nimmt.

Das "deutsche" Königtum entwickelt sich zur herrschenden Macht, während sich das Westfrankenland auf den Weg zu einem späteren Frankreich macht. Das – seit einem halben Jahrtausend geteilte – "römische Imperium" hat weiterhin in Byzanz seine mächtige, den Südosten bestimmende Macht, die im 10.Jh. zu neuer kultureller Blüte gelangt. Nach eigenem Verständnis gibt es neben dem Kaiser in Byzanz keinen zweiten legitimen Herrscher, der den Kaisertitel verdiene.

Doch nach erfolgreicher Auseinandersetzung um das (nord-)italische Königreich knüpft Otto der Große an die Tradition des Karolingerreichs an und kann sich als König beider Königreiche in Rom zum Kaiser des weströmischen Reiches krönen lassen: Durch kluge (Heirats-)Politik gewinnt der "Ostfranke", ein Sachse, das italische Königreich hinzu, vermählt seinen Sohn (später Otto II.) mit einer byzantinischen Prinzessin und baut sein Netzwerk auch im westfränkischen Herrschaftsbereich aus. Durch innen- und außenpolitische Probleme gedrängt, lässt Byzanz sich auf ein Arrangement mit den Ottonen ein. Die Konsolidierung des Reichs macht unter den Ottonen Fortschritte, so etwa in Auseinandersetzung mit den nicht-christlichen Völkern an den Ostgrenzen. Auch die Wikinger werden sesshaft. Die arabische Welt bestimmt weiterhin die gesamte südliche Mittelmeerzone, doch ihre Gefahr relativiert sich infolge interner Auseinandersetzungen. In Südspanien gewinnen die Omaijaden an Bedeutung.

 

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