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Byzanz - Aufstieg und Untergang eines 1000jährigen Reichs

Die heutige Weltstadt Istanbul erhielt ihren Namen erst im 20.Jh. Ursprünglich hieß dieser bedeutsame Ort Byzanz und dann 600 Jahre lang (330-1930) Konstantinopel. "Byzanz" lautete aber auch der Name, den die Humanisten dem Oströmischen Reich gaben:

Die griechische Kolonie Byzanz am Bosporus (im 7.Jh. vor Christus gegründet und Byzantion geheißen), ließ Kaiser Konstantin der Große († 337) im 4.Jh. nach Chr. neu errichten - und so hieß es nach ihm Constantinopolis. Anno 330 wurde es Reichshauptstadt im Wettstreit mit Rom und 395 Hauptstadt des Byzantinischen Reichs. Dieses bleibt ein Jahrtausend lang ein antiker Staat mit griechischer Kultur und christlichem Glauben. Die Reichsbewohner sind Römer, Latein ist die Amtssprache. Die Teilung des Römischen Reichs anno 395 war zunächst eine eher administrative Maßnahme, doch die Kulturen entwickeln sich auseinander. Im "Neuen Rom" halten sich spätantike Traditionen bei gleichzeitiger Integration griechischer und orientalischer Einflüsse.

An einem Kreuzungspunkt wichtiger See- und Landwege auf der westlichen Seite des Bosporus gelegen (am "Goldenen Horn"), entwickelte sich neben dem wirtschaftlichen ein bedeutsames kulturelles Zentrum. Zur Zeit Karls d.Gr. († 814) ist Konstantinopel (neben Córdoba in Andalusien) die größte Stadt Europas. Die heutige Türkei und Griechenland mit weiteren Teilen des Balkans gehören zum Reichsgebiet. Der Patriarch der Ostkirche erlangt im 5.Jh. die Gleichstellung mit dem Papst. Kunst, Handwerk und Handel blühen bis zum hohen Mittelalter (12.Jh.), Byzanz bleibt eine führende christliche Macht auf der politischen Landkarte. Die reichen Mosaiken etwa in den Gotteshäusern kann man noch heute - relativ nahe - in Ravenna bewundern.

Aber bereits im 11.Jh. beginnt eine politische und militärische Schwächung. Der wirtschaftlich aufstrebende Westen und die Kreuzzüge setzen Byzanz erheblich zu. 1204 verwüsten Kreuzfahrer die Hauptstadt, die Seeherrschaft geht zugunsten Venedigs verloren.

Es kommt zu territorialer Zersplitterung und Gebietsverlusten auf beiden Seiten des Bosporus. Um 1300 ist Byzanz nur noch ein Kleinstaat, im 15.Jh. ein Stadtstaat. Seine kulturelle Bedeutung jedoch - und die Ausstrahlung dieser die Antike aufgreifenden Kultur auf den Westen (vgl.u.) stehen im Gegensatz dazu.

Ende Mai 1453 gelingt es den Osmanen (unter Sultan Mehmet II.) nach mehreren Anläufen, das scheinbar uneinnehmbare Bollwerk der Stadtbefestigungen zu überwinden. Der letzte Kaiser, Konstantin XI., stirbt im Kampf. Die Türkei blockiert fortan den Zugang zum Schwarzen Meer und damit den Weg nach Indien. Die Führung der Orthodoxen Kirche geht an Moskau über (mit dem Anspruch, ein "Drittes Rom" zu sein), während eine griechisch-orthodoxe Kirche unter türkischer Herrschaft weiter besteht.

Der Exodus vieler Gelehrter nach Italien schafft wesentliche Impulse für die Entwicklung von Humanismus und Renaissance. Nicht wenige Griechen aber kehren bald in die Stadt zurück. Anders als vormals die Christen (hier und andern Orts) es praktizierten, wird Toleranz geübt. Christen, Moslems und Juden dürfen ihre Religion weiter ausüben. Kunst und Wissenschaft werden gefördert. Die Stadt bleibt bis 1918 Zentrum des Osmanischen Reichs.

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