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Christianisierung

Die frühe Ausbreitung des Christentums in Europa ist untrennbar mit dem Römischen Reich verbunden und geht auf das 4.Jh. zurück. Im "Toleranzedikt" von Mailand 313 wird das Christentum zunächst "erlaubte Religion", 380 schließlich Staatsreligion. Parallel zur Periode der so genannten Völkerwanderung erfolgt dann die Missionierung der "europäischen" Völkerschaften.

Im 4.-6.Jh. erstreckt sich die Christianisierung in teils parallelen Strängen zunächst auf den Mittelmeerraum, bald auch zu den fernen Inseln der Iren, Pikten und Schotten, aber auch in das "römische" Gallien und zu den Germanen in den angrenzenden Gebieten.

Im 6./7.Jh. werden die Angelsachsen bekehrt, und angelsächsische wie irische Missionare wirken daraufhin auf dem Kontinent weiter.

Die Bekehrung der Sachsen im 8.Jh. gerät zu einem blutigen Kapitel fränkischer Geschichte (Karl der Große).

Erst im 8.-10.Jh. findet die Missionierung von Slawen und etwas später Skandinaviens statt.

Arianismus

Arianus von Alexandreia lehrte im 4.Jh., dass Christus Gottvater nur wesensähnlich sei, nicht wesensgleich, wie es Athanasius lehrte. Trotz Verdammung dieser arianischen Lehre auf Konzilien des 4.Jh. erreichte sie unter Konstantin (337-361) einen Höhepunkt und verbreitete sich vornehmlich unter germanischen Völkern. Dazu trug wohl auch bei, dass mit ihr keine feste Kirchenorganisation verbunden war und das Volk den Bischof wählen durfte.

Unter den germanischen Völkern hatte sich zunächst der Arianismus verbreitet. Doch mit Unterwerfung germanischer Stämme unter das Frankenreich setzt sich die romtreue Lehre durch, nachdem Chlodwig Ende des 5.Jh. in diesem Sinne getauft worden war. Eine folgenreiche Bindung an die römische Kirche (Papsttum) nimmt hier ihren Anfang.

Im theologischen Sinne sprechen wir von Mission, die als christlicher Grundauftrag biblischem Gebot folgt. Einzelne Christen und ganze Gemeinden haben immer schon Mission betrieben. Durch seinen Ursprung als (jüdische) Sekte in Kleinasien ohne Tradition war das Christentum von Beginn an eine missionarische Religion. Aber die "Bekehrung" ganzer Volksstämme im frühen Mittelalter war ein politischer Akt und oft genug grausam und blutig, also durchaus unchristlich. Andererseits sind die Überzeugungsarbeit und die symbolische Wirkkraft einzelner Missionare nicht zu unterschätzen.

Der Schwerpunkt des Christentums und der Christianisierung verlagerte sich mit dem Römischen Reich von Kleinasien nach Westen – Europa – und bestimmte bald das gesamte Abendland. Erst mit der europäischen Expansion nach Übersee in den Zeiten der großen Entdecker setzte sich die Christianisierung auch in weiten Teilen der übrigen Welt fort.

Vor dem 6.Jh. fand keine gezielte Bekehrung zum Christentum statt (Ausnahme: Ulfila bei den Goten). Die germanischen Grenzvölker des Frühmittelalters hatten ohnehin zunehmenden Kontakt mit der herrschenden Kultur der Römer auf der anderen Seite des Limes. Für sie waren das römische Gemeinwesen und Christentum praktisch eins. Sobald sie der römischen Welt formal angehörten, erfolgte der Übertritt zum Christentum spätestens in der nächstfolgenden Generation; es gehörte einfach zum Alltag. Solange sich das arianische Bekenntnis hielt (wie im toledanischen Westgotenreich bis 589), erwies es sich als Hindernis bei der Integration mit der zahlenmäßig überlegenen (katholischen) Stammbevölkerung. Aus politischen Gründen setzte sich die römische Amtskirche durch.

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