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Die Ottonen

Gegen Ende des 9. Jahrhunderts setzte im fränkischen Großreich eine Krise ein, in deren Zug das Karolingerreich als Ganzes zerfiel und auch seine einzelnen Teilreiche ihrem Ende entgegen sahen.

1. Die Herrscher
2. Das Reich


1. Die Herrscher

Anno 919 gelangt mit Heinrich I. erstmalig ein sächsischer Adliger auf den Königsstuhl. Das ist bemerkenswert, denn es liegt gerade einmal ein Jahrhundert zurück, dass Karl der Große die Sachsenkriege geführt hat: jene grausame Zeit der Machterweiterung und der Christianisierung mit dem Schwert. Und nun sitzt ein Sachse auf dem christlichen Herrscherstuhl.

Die Namen der Herrscherdynastie(n)

Die Ottonen wurden schon im späten 10.Jh. (als die tres Ottones) so genannt. Damit folgte man der Tradition, den Namen (Vornamen) des "Stammvaters" oder wesentlichen Vertreters einer Dynastie für ihre Benennung zu nutzen: Die Merowinger (nach Merowech) oder die Karolinger (Karl) stehen bereits dafür. Erst mit den nachfolgenden Saliern im 11.Jh. kommt die Herkunft, der geographische "Sitz des Hauses" zum Zuge (wie auch bei den Staufern oder Habsburgern). Gleichwohl war und ist auch die Bezeichnung "sächsisches Königshaus" gebräuchlich.
Die Ottonen sind streng genommen eine Sonderlinie der Liudolfinger (nach dem so gen. "Spitzenahn" Liudolf, vgl.links.), mit deren anderen Vertretern manche Fehde auszutragen war.

Der Großvater von Heinrich I. war Graf Liudolf, dessen ursprünglich wohl thüringische Familie (die Linie wird später auch Liudolfinger genannt) schon in den Sachsenkriegen als fränkischer Parteigänger bezeichnet wird. Als hoher karolingischer Amtsträger in Sachsen gewann er gleichsam Herzogswürden. König Heinrich begründet kein "Reich der Sachsen", sondern verbleibt in fränkischer Tradition, in der neben den Franken (Rheinland/Lothringen) die vereinten Völker der Schwaben (Alemannen), Bayern und Sachsen (mit Thüringern) "auf Augenhöhe" die Königswürde begründen.

Ottonen nennt man (heute) die Herrscherdynastie der fünf sächsischen Könige (ab Otto I. auch Kaiser), obwohl der erste und der fünfte den Namen Heinrich trugen.
Sie regierten:
Heinrich I. (919-936)
Otto I. (936-973)
Otto II. (973-983)
Otto III. (983-1002)
Heinrich II. (1002-1024).

2. Das Reich

Mit den Ottonen bildeten sich veränderte Herrschaftsstrukturen heraus. Anders als bei den Karolingern folgte immer nur ein Sohn (der älteste) auf dem Thron, das Reich wurde nicht geteilt. (Ohne erhebliche Konflikte in der Verwandtschaft ließ sich das nicht durchsetzen.) Als Otto I. 962 in Rom die Kaiserkrone empfing, wurde auch seine Gemahlin Adelheid zur Kaiserin gekrönt. 967 ließ Otto seinen Sohn (den späteren Otto II.) zum Mitkaiser krönen und folgerichtig – nach dessen Vermählung – 972 seine Gattin Theophanu ebenfalls zur Kaiserin. Der strukturelle Gedanke dabei war wohl, dass nicht die Person allein (Otto I.), sondern die Familie, das Haus, die Kaiserwürde besaß. Die innere Festigung des großen Reiches wurde auch dadurch gefördert, dass bald alle Herzöge im ostfränkischen Reich (inkl. Lothringen) dem Königshaus angehörten oder zumindest durch Heiratspolitik verschwägert waren.

Das Reich

Im 10.Jh. gab es noch kein "deutsches Reich" – der Begriff wird erst im 11.Jh. nachweisbar. Man sprach von einem Reich der Franken - oder jetzt – unter den Ottonen - dem Ostfrankenreich (!): regnum francorum orientalium. Die mit den Karolingern stabilisierte geopolitische Achse von Germanien oder Gallien bis Rom erklärt das Verständnis von Otto I., der das Reich als "römisches Imperium"  ansah. Dem gehörte zwingend das "italische Königreich" an.
An die uns vertrauten Zusätze "Heilig" (im 13.Jh.) und "deutscher Nation" (15.Jh.) dachte man vor der Jahrtausendwende noch nicht.

Es gab zwar weiterhin keine "Reichshauptstadt" (sondern Königspfalzen), und der Herrscher musste sich möglichst in allen Landesteilen immer wieder präsentieren, um Einfluss und Macht sicherzustellen, doch es entwickelten sich neue Rituale und Institutionen, die auf mehr Beständigkeit angelegt waren. Dazu gehörte etwa der Osterhoftag im bevorzugten Quedlinburg, wo man die Gesandten "aus aller Welt" empfing und das Imperium in all seinem Glanz vor Augen führte. Auch Tod und Beisetzung wurden ritualisiert. Während die Karolinger keine besondere Begräbniskirche kannten, hatte man schon für König Heinrich die Grablege in Quedlinburg vorbereitet. Und für Otto I. war beizeiten Magdeburg reich ausgestattet worden, um ein "Staatsbegräbnis" mit großem Aufwand zu gewährleisten.

Das Regnum Teutonicum (im Imperium Romanum) hat sich in diesem Jahrhundert der Sachsenherrschaft als Förderer der lateinischen Christenheit und als Wegbereiter späterer europäischer Gesellschaften verdient gemacht.

Ottonen-Reich Das Reich der Ottonen und der Salier
externer Link mit Quelle

 

 

 

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Benutztes Kompendium:

Keller, Hagen: Die Ottonen, Beck-Wissen (4) 2008

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